Ungefrage und wohlmeinende Ratschläge

Hallo

Heute Morgen in der Routinekontrolle bei der Ärztin: “Wie geht es Ihnen?” fragt sie mich. Ich klage über meine Rückenschmerzen und schildere meine Versuche, mit den Einschränkungen einen Umgang zu finden. Drei Minuten gibt sie mir Zeit zu sprechen und äußert dann: “Haben Sie es schon mal mit Osteopathie versucht?” (😜 Ich bin sicher, ihre Anregung war wertschätzend und empathisch gemeint.)

Ich war allerdings innerlich genervt 😒 Als wenn ich mich nicht schon seit Jahren selbst um dieses Thema intensiv kümmerte! Da konnte die junge engagierte Ärztin, die ich sehr schätze, gar nichts dafür. Nur bin ich es so leid, dass mich Menschen ungefragt mit ihrem Rat erschlagen.

Genau gestern diskutierte ich mit einer lieben Kollegin darüber, warum Menschen uns so gern mit ihrem Rat beglücken. Die lieben Mitmenschen 🙏. Sie hören dir für eine Weile zu, lächeln freundlich und geben dir dann ihre wärmste Empfehlung.

Warum ist das so?
Wir haben einige Vermutungen zusammengetragen:

🤷‍♀️ Du liegst ihnen am Herzen: Sie haben es selbst ausprobiert, sind überzeugt und möchten dich teilhaben lassen an ihren guten Erfahrungen

🤷 Sie haben keine Lösung und können das nicht aushalten; deshalb empfehlen sie schnell etwas, von dem sie mal gehört haben

🤷 Sie haben selbst viel Stress um die Ohren und können nicht präsent sein, äußern leicht genervt das Erstbeste, das ihnen einfällt

🤷 Sie haben eine hohe Problemlösungskompetenz und bieten gleich stakkatoartig einen ganzen Blumenstrauß an Ideen; du kommst kaum zum Luftholen, um lächelnd deinen Dank auszudrücken

Welche Ratschläge sind dir die liebsten?😍

Die Kollegin und ich kamen jedenfalls zu dem Schluss, dass in vielen Fällen die gute Absicht dahinter steckt, Empfehlungen manchmal überaus hilfreich sind und es ja auch auf mich selbst ankomme, wie ich das bewerte oder mich abgrenze.

Wie schaffe ich jetzt die Überleitung? Egal!

Du merkst es schon, ich überarbeite meinen Newsletter. Ich möchte, dass meine Community wächst. Mir ist es sehr wichtig zu dir als Leser:in eine persönliche Beziehung aufzubauen und dir echten Mehrwert zu schenken. Ich werde in der nächsten Zeit mit Inhalten und Layout experimentieren und freue mich wirklich sehr, wenn du mir ein Feedback gibst:

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Heute verlinke ich dir meinen Blogbeitrag über meinen Claim. Eigentlich begleitet mich mein Claim Zukunft ist weiblich schon eine ganze Weile. Nun kann ich auch dazu stehen. Und doch bleibt es für mich ein Prozess, der in Bewegung ist und den ich noch mit Leben füllen werde.

Meine Empfehlung (😜 Hahaha ungefragt!)
#Female Pleasure, dieser Film hat mich sehr berührt. Die Filmemacherin Barbara Miller lässt die Protagonistinnen unkommentiert zu Wort kommen. Fünf Frauen aus fünf Religionen erzählen eine Geschichte: Wie sich die Frauen gegen die Unterdrückung gewehrt und für ein selbstbestimmtes Leben entschieden haben. Besonders erschüttert mich, dass jede Religion gleichermaßen mit ihren Gesetzestexten versucht, die Unterdrückung der Frau zu rechtfertigen. Im Grunde funktionieren patriarchale Strukturen von Diskriminierung, Frauenhass und sexualisierte Gewalt überall auf der Welt unabhängig von Kultur und Religion.

Der Film passt gut zu einem Buch von Emilia Roig, das ich gerade gelesen habe. In Why we matter deckt die Autorin akribisch die Muster der Unterdrückung auf. Die Aktivistin und Politologin zeigt mir einmal mehr, wie wenig Wissen ich habe, wenn ich von Rassismus spreche. Die Lektüre hat mir jede noch so kleine Empathielücke vor Augen geführt und meine blinden Flecken mit der Taschenlampe ausgeleuchtet. Lohnenswert!